Auswärtige sollen Anneröder Wehr verstärken

Am von veröffentlicht.

EINSÄTZE Projekt für Wettbewerb / Tagsüber fehlen die Kräfte / Unternehmen bei Brandschutzauflagen unterstützen / Bei Rovema vorgestellt

ANNEROD – (vb). Ziel ist, dass jeder profitiert: die Anneröder Feuerwehr, die beteiligten Unternehmen und die Bevölkerung. Die Brandschützer wollen mithilfe von auswärtigen Feuerwehrleuten, die in Annerod arbeiten, ihre Einsatzbereitschaft tagsüber verbessern. Gleichzeitig will man die örtlichen Unternehmen bei der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zum Brandschutz unterstützen. Und die Bürger sollen profitieren, weil im Notfall mehr Einsatzkräfte schnell am Ort des Geschehens sind. Mit dem Projekt „Tagesfeuerwehr Annerod“ nehmen die Brandschützer am Wettbewerb „Feuerwehr der Zukunft“ teil, den der Kreisfeuerverband und die Stadtwerke Gießen ausrichten.

Um das Projekt zum Laufen zu bringen, muss bei Firmen die Werbetrommel gerührt werden. Am Dienstag stellte Wehrführer Tobias Hennemuth mit Unterstützung seiner Kollegen Sascha Mannke, Florian Rühl und Stefan Becker das Konzept dem kaufmännischen Leiter von Rovema, Gerhard Sander, vor. Aufmerksamer Zuhörer war auch Uwe Bock, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Sander kann sich vorstellen, dass Rovema sich beteiligt, Details müssen noch geklärt werden.

Dass es in Annerod fünf Frauen und 50 Männer gibt, die in der Einsatzabteilung aktiv sind, hört sich zunächst gut an. Doch die meisten von ihnen arbeiten nicht vor Ort, müssen also – sofern möglich – bei einem Einsatz zu ihrem Auto sprinten, zum Gerätehaus in Annerod fahren, sich umziehen und dann mit dem nächsten Fahrzeug zum Einsatzort fahren. Das kann schon mal 15 oder 20 Minuten dauern. Hennemuth erinnerte an die über allem schwebende gesetzliche Hilfeleistungsfrist von zehn Minuten, binnen derer die Feuerwehr am Einsatzort sein muss. Und die gilt ebenso ganztägig wie auch, dass immer zwölf Aktive beim Einsatz sein müssen. Der Wehrführer verwies auf 30 bis 50 Einsätze in den vergangenen Jahren, von denen zwischen fünf und zwölf tagsüber stattfanden.

Einsatzstärke verdoppeln

Lösung soll sein, dass in Annerod arbeitende Feuerwehrleute auf freiwilliger Basis bei Einsätzen in Annerod ausrücken, anstatt gegebenenfalls zu Einsätzen in ihren Wohnort zu fahren. So will man die Tageseinsatzstärke von acht auf 15/16 Personen verdoppeln. Hennemuth betonte, dass die Gemeinde den Firmen den Verdienstausfall bezahle. Zusätzlich werden die Firmen gebeten, diese Mitarbeiter einmal monatlich während der Arbeitszeit für eine Übung freizustellen. Schließlich sind diese nicht ortskundig und/oder kennen die Fahrzeuge nicht.

Gleichzeitig will die Feuerwehr den Betrieben auch etwas bieten. Mannke verwies auf Regelungen zum Arbeits- und Brandschutz, in denen die Mitarbeiter einmal jährlich geschult werden müssten. Zusätzlich gelte seit Februar, dass fünf Prozent der Mitarbeiter zu Brandschutzhelfern ausgebildet werden müssen. Deren Aufgabe: Den Brand so klein wie möglich halten, um den Schaden zu minimieren.

Die Führungskräfte der Feuerwehr seien berechtigt, diese Brandschutzhelfer auszubilden. Entsprechende Unterlagen für die firmeninterne Ausbildung könnten zur Verfügung gestellt werden, allerdings dürfe die Feuerwehr nicht als Ausbilder auftreten. Da dies sonst Firmen gegen entsprechende Bezahlung machen, wäre das Wettbewerbsverzerrung. Diese Ausgaben können sich die Unternehmen sparen. Zudem könnten die oft gewünschten Brandschutz- und Räumungsübungen unter realen Bedingungen am Tag stattfinden.

Hennemuth, der die Idee hatte und mit Kollegen ausarbeitete, berichtete, dass zehn bis 15 Firmen mit mindestens zehn Mitarbeitern kontaktiert werden. Eine Firma sei schon fest mit im Boot. Er bedauerte, dass ein Unternehmen nicht mal Interesse hatte, sich das Konzept anzuhören. Schließlich bedeute das Mitmachen ja auch positive Werbung, weil regionale Verantwortung übernommen werde. Am Ende kann eine Firma auch als „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet werden.

ür die Anneröder ist vorstellbar, das Konzept auch auf Steinbach und Albach auszuweiten und sie hoffen auf Nachahmer in anderen Kommunen – und einen Erfolg beim Wettbewerb „Feuerwehr der Zukunft“. Praktisch soll es im ersten Quartal 2015 losgehen. Und es gibt weitere Pläne. Im kommenden Jahr will man sich mit dem Projekt beim Innovationspreis „Helfende Hand“ des Bundesinnenministeriums bewerben.

gikrei_2310_ffw_vb.jpg

Bericht und Bild aus dem Onlineportal des Gießener Anzeigers vom 23.10.2014
(© Bericht und Foto: Böhm)