Wenn die Freiwillige Feuerwehr zu einem Einsatz gerufen wird, muss bei den Einsatzkräften jeder Handgriff sitzen.
Dafür üben sie regelmäßig, indem sie theoretischen und praktischen Unterricht besuchen und spezielle Lehrgänge absolvieren. Dabei gehen den Ausbildern die Themen nicht aus, denn die Gerätschaften und Abläufe werden immer komplexer. Da braucht es Routinen, um im Einsatzfall schnell handeln zu können. Die Feuerwehrleute werden mitunter auch zu nichtalltäglichen Einsätzen gerufen, die zunächst unübersichtlich, langandauernd oder weiträumig sind und sich über große Gebiete erstrecken, wie beispielsweise Waldbrände oder Hochwasserlagen. Dann braucht es einen Führungsstab im Hintergrund, der abseits der Gefahrenstelle die Einsatzlage aus verschiedenen Blickwinkeln beurteilt und Entscheidungen trifft – sozusagen die Regie übernimmt. Das entlastet die Einsatzkräfte vor Ort und sorgt für einen möglichst reibungslosen Ablauf, denn alle Führungs- und Fachkräfte sitzen im Stab an einem Tisch und arbeiten eng zusammen. Für derart komplexe Fälle haben die Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Fernwald gemeinsam mit Hessenforst und Bürgermeister Manuel Rosenke als Vertreter der Gemeindeverwaltung eine Stabsrahmenübung durchgeführt, um die Abläufe und die Arbeit im Stab mit Hilfe digitaler Systeme einzuüben.
Bevor die Stabsrahmenübung durchgeführt werden konnte, war einiges an Vorarbeit nötig. Bei der Vorbereitung und Durchführung wurde sich an die Vorgehensweise der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung angelehnt, wo Stabsrahmenübungen regelmäßig angeboten werden. Für die Teilnehmer gab es zuvor eine Einführung in die Stabsarbeit. Eigens für die Übung in Fernwald wurde von Andreas Launspach, Mark Reitmeier, Stefan Becker und Sascha Mannke ein Drehbuch geschrieben. Darin haben sie die angenommene Einsatzlage detailliert beschrieben: Waldbrand im Albacher Wald in der Nähe des Sportplatzes.
Dann war es so weit: Der Führungsstab arbeitete im Stabsraum im Feuerwehrhaus Annerod unter Leitung vom stellvertretenden Gemeindebrandinspektor Max Mattauch die angenommene Einsatzlage im Albacher Wald einen ganzen Tag lang ab. Zum Führungsstab gehörten neben den Feuerwehrleuten der Förster Jörg Sennstock (Hessenforst), Fernwalds Bürgermeister Manuel Rosenke und Fachberater für Wald- und Vegetationsbrand Tobias Hennemuth. Unterstützt wurden die Fernwälder von Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Staufenberg, die für eine realitätsnahe Umsetzung sorgten.
„Wir haben im Führungsstab intensiv mit der iKAT-App gearbeitet, mit der wir in der Lage waren, Informationen schnell zu finden, an die Einsatzkräfte draußen an der Einsatzstelle zu verteilen und mit der Leitstelle zu kommunizieren. Besonders wichtig für große Schadenslagen ist es, dass die App auf den Tablets offline funktioniert. Das heißt, wir wären auch bei einem Stromausfall in der Lage gewesen, miteinander zu kommunizieren und einsatzrelevante Informationen schnell und sicher auszutauschen. Selbst Einsatzkräfte, die bislang noch nicht mit dem mobilen Infrastrukturkataster gearbeitet haben, konnten die App intuitiv bedienen“, resümierte Max Mattauch nach Übungsende.
„Wir haben viele neue Erkenntnisse bei der Übung gewonnen. Besonders die Zusammensetzung des Führungsstabs aus allen Abteilungen war wichtig und aufschlussreich. Denn jede Abteilung hat spezielle Kenntnisse und Sichtweisen auf die Einsatzlage und als Führungsstab haben wir diese immer wieder miteinander abgeglichen und die Informationen untereinander ausgetauscht“, sagte Bürgermeister Manuel Rosenke. Gemeindebrandinspektor Jens Richmann war als Beobachter ebenfalls vor Ort und überzeugte sich von der guten Zusammenarbeit im Stab: „Mit dieser Stabsrahmenübung haben wir in Fernwald einen guten Anfang gemacht, eine Fortsetzung ist in Planung.“
Bildquelle: Feuerwehr Fernwald